Pressebericht zur 60-Jahr-Feier Waldfreundeheim

Betreff: 60 Jahre Waldfreundeheim Kulmbach

Von Werner Reißaus

Kulmbach. Die Waldfreunde Kulmbach feierten vor kurzem das 60-jährige Bestehen ihres eigenen Vereinsheimes. Gegründet wurde der Verein 1920 in der Wolfskehle und der Stammsitz war in der damaligen Gastwirtschaft „Zur Hölle“, die längst geschlossen wurde. Aber unweit davon wurde das Vereinsheim der Waldfreunde 1963 mit großer Eigenleistung erbaut. Vorsitzender Gerhard Ködel warf am Beginn der kleinen Feierstunde, die vom Musikverein Weiher musikalisch umrahmt wurde, die Frage in den Raum: „Warum haben die Waldfreunde eigentlich ein eigenes Vereinsheim?“

Um das aber zu beantworten musste Vorsitzender Ködel weit zurückblicken. Das Vereins-leben nahm erst nach 1948 wieder Fahrt auf. Den Vorsitz übernahm der ehemalige Vorstand Hans Hübner und gleich danach wurde der Verein wieder sehr aktiv und knüpft auch an alte Gepflogenheiten der Satzung an, wie zum Beispiel ein kostenloses Haxenessen zur Jahres-hauptversammlung, das 1922 eingeführt und bis heute beibehalten wurde. Der Verein der Waldfreunde wuchs und war schnell wieder auf dem Vorkriegsstand. Es war auch die Zeit, als man zusätzlich zur Bühne im Saal der Gaststätte “Zur Hölle“ noch eine Freilichtbühne gegenüber am Hang baute. Sogar ein Fünf-Akter, „Der Wilderer“, wurde dort neben weiteren Volksstücken gespielt. In der Nähe wurde auch das Ehrenmal errichtet und das 30-jährige Jubiläum wurde groß gefeiert mit Festzug und befreundeten Vereinen. Das älteste Mitglied der Waldfreunde ist Lissy Schuster, die 1949 beigetreten ist und nunmehr fast 75 Jahre dem Verein die Treue gehalten hat.

Kurz vor dem 40-jährigener Vereinsjubiläum im Jahr 1960 wurde neben der bestehenden Wandermusik auch noch eine Mandolinengruppe gegründet. Vorsitzender Gerhard Ködel: „Der Festzug zog vom Marktplatz weg, allen voran marschierte der Schotten Poldi mit seiner schneidigen Knabenkapelle und unsere weiß gekleideten Mädchen mit rot-grünen Schärpen folgten danach und im Anschluss zogen befreundete Vereine und eine große Schar an Waldfreunden die Wolfshöhle hinauf.“ Die Bayerische Rundschau schrieb damals: „Waldfreunde pflegen seit 40 Jahren die Heimat!“ In den Folgejahren wurden unzählige Ruhebänke aufgestellt, doch schon 1961 zeichnete sich ab, dass der Besitzer der „Hölle“ sein Lokal und den dazugehörigen Saal in ein Nachtlokal umbauen wollte. Für die Waldfreunde war kein Platz mehr und am 30. April 1962 wurde das Vereinslokal „Hölle“ auf unbestimmte Zeit geschlossen und die Waldfreunde waren nach 42 Jahren über Nacht heimatlos. Es zeichnete sich aber sehr schnell ab, dass ein Verein ohne Heimat auf Dauer auch keine Lösung ist.

Am 2. Oktober 1962 wurden in einer dringenden Ausschusssitzung, an der der damalige Oberbürgermeister Wilhelm Murrmann und Adolf Schultheiß von der Sandlerbräu dabei waren, die Weichen für einen Neubau gestellt, denn die Mehrheit der Waldfreunde tentierten  zu einem eigenen Vereinsheim. Vorsitzender Gerhard Ködel weiter: „Unter unserem damaligen ersten Vorsitzenden Konrad Weith wurde das vorangetrieben und er war auch der Motor für die weitere Entwicklung des Vereins. Das erste Problem war, einen Bauplatz zu finden. Der OB und der ganze Stadtrat wurden eingeschaltet und auf Vermittlung von Bäckermeister Karl Neuber wurde die „Münchs-Reuth“ als Bauplatz für geeignet gehalten.“ Danach ging alles sehr schnell: Mit Stadtratsbeschluss vom 16. Mai 1963 und der Einwilligung des ehemaligen Besitzers wurde die Erlaubnis erteilt, dort ein Vereinsheim für die Waldfreunde zu errichten und das Städtische Bauamt hat den sofortigen Baubeginn genehmigt.

Wie Vorsitzender Gerhard Ködel weiter ausführte, lief der „Motor“ des Vereins danach auf Hochtouren und die Tageszeitungen brachten neue Schlagzeilen: „Der Stadtrat hat Verständnis für die Waldfreunde“, „Grundstück für Waldfreunde gefunden“ und „Schön geeignetes Grundstück am Steinernen Gässchen“.“ Um mit den notwendigen Arbeiten voran zukommen wurde sogar ein Rentnertrupp gegründet, der ganztägig arbeitete und es gab daneben noch eine Feierabend- und eine Wochenend-Arbeitsgruppe, die alle am Bau tätig waren. Die Baugeschäfte Horst Popp und Georg Schröder so wie die Straßenbaufirma Weith und der Malermeister Otto Türk waren für die Waldfreunde größtenteils kostenlos tätig. Das Richtfest wurde am 31. August 1963 gefeiert und schon nach 6 Monaten konnten die Waldfreunde in ihr neues Waldfreundeheim, einem langgestreckten Holzbau, einziehen.

Die Waldfreunde Oberbürgermeister Wilhelm Murrmann und Georg Schröder von der gleichnamigen Baufirma wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt und diese Gelegenheit nutzte der damalige Vorsitzende zu einer bescheidenen Anfrage an den Oberbürgermeister, ob vielleicht die Stadt Kulmbach dem Verein finanziell unter die Arme greifen könnte, der aber erwiderte: „Ihr habt auch einen Biervertrag mit der Sandler, dann sollen deine Waldfreunde mehr Bier saufen, dann ist das Heim schnell abbezahlt. Ich hab es mir zu Herzen genommen.“ In den Folgejahren wurden unzählige Veranstaltungen, meist geselliger Art und auch Theateraufführungen im Waldfreundeheim abgehalten.

Das Sturmtief „Emma“ hätte im Jahr 2008 beinahe für ein jähes Ende des Waldfreundeheims gesorgt, weil eine Einsturzgefahr befürchtet wurde. Erst ein geologisches Gutachten von Hofmann und Heimbucher brachte die Wende. Vorsitzender Gerhard Ködel: „Die überwiegende Mehrheit der Mitglieder sprach sich für den Erhalt des Heimes und den Fortbe-stand des Vereines aus. Die Bemühungen von Vorstandschaft und Mitgliedern blieben nicht erfolglos und das Betretungsverbot wurde aufgehoben.“ Aber auch von dem Virus der Corona-Pandemie, die über 2 Jahre andauerte, ließen sich die Waldfreunde nicht unter-kriegen. Es ist einfach bewundernswert, wie sie ihr Heim seit den vergangenen 60 Jahren hegen und pflegen.

 Kulmbach. In ihren Grußworten stellten Oberbürgermeister Ingo Lehmann und stellvertretende Landrätin Christina Flauder den Zusammenhalt der Waldfreunde Kulmbach besonders heraus und überreichten jeweils einen Geldbetrag. Von links 2. Vorsitzender Stefan Opel, OB Ingo Lehmann, Vorsitzender Gerhard Ködel und der frühere 2. Vorsitzende Hermann Hugel.

Foto: Werner Reißaus